Wiens Problem mit der Sicherheit

Drei Städte haben durch die Terroranschläge in den vergangenen Monaten nachhaltig verloren: Istanbul, Brüssel und Paris. Zehn bis 20 Prozent sind die Erlöse pro verfügbare Zimmerkapazität (oder RevPar, revenue per available room) eingebrochen. Hotelund Tourismusexperte Martin Schaffer von MRP Hotels hält es daher für falsch, Österreich in der Tourismuswerbung als sicheres und reiches Land zu bewerben. „Das kann sehr kurzfristig und gefährlich sein.“

Man müsse nur seinen Blick nach München richten, um zu sehen, wie schnell sich die Dinge ändern könnten. „Das kann zum Bumerang werden“, sagt Schaffer. Stattdessen sollten solide Werte in der Marktkommunikation im Vordergrund stehen, etwa dass Österreich ein gutes Preis Leistungs Verhältnis habe, immer bessere Sommerangebote und für viele Ausländer mit dem Auto erreichbar sei. Wie „nahe Nizza liegt“ zeige die Reaktion auf weit entfernten Märkten. Gäste aus Japan oder Kanada seien zurückhaltender als vor den Anschlägen, wenn es um einen Österreich Urlaub gehe. Wachstum komme derzeit aus Deutschland und dem Inland.

Davon profitiert Wien, allerdings am stärksten bei Übernachtungen in Apartments. „Hier stellt sich die Frage, wie weit das auf Airbnb zurückzuführen ist“, sagt Schaffer. Nachdem die Stadt Wien Druck gemacht hat, würden nun wesentlich mehr Gastgeber die Nächtigungen melden. „Es scheint, als würde hier Geschäft aus dem Graubereich in den offiziellen Bereich kommen“, sagt Schaffer. In den ersten sieben Monaten 2016 haben Übernachtungen in Apartments um 56,8 Prozent zugenommen, in Vier Sterne Hotels dagegen um 3,4 Prozent und in Fünf Sterne Hotels um 3,7 Prozent.

Chinesen überholen Japaner

Bei den Gästen aus Asien haben die Chinesen die Japaner als größte Besuchergruppe abgelöst. Dafür ist die Nachfrage aus Russland um ein Drittel eingebrochen. Einen schlechten August erwartet die Branche auch bei Gästen aus arabischen Ländern, etwa aus Kuwait, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das sei der Flüchtlingskrise und der falschen Wahrnehmung geschuldet, dass „an jeder Ecke ein syrischer Flüchtling sitze“. Innerhalb Österreichs sind Wien, Salzburg und Tirol die Wachstumstreiber, der Rest stagniere oder verliere, sagt Schaffer.

Artikel von Thomas Pressberger (Wirtschaftsblatt)

Kommentar verfassen

Nach oben scrollen