Plitsch platsch

Auslastung stärken

Um konkurrenzfähig zu sein, sind „Pool & Spa“ in der österreichischen Ferienhotellerie mittlerweile zu einem ähnlichen Muss geworden wie das Bad im Zimmer. Martina Maly, Geschäftsführerin des Hotel-Beraters Michaeler & Partner, weiß, wovon sie spricht. Ihr Team hat für die Falkensteiner Hotel-Gruppe mit Acquapura ein spezifisches Spa-Konzept entwickelt: „Die Entwicklung einer eigenen Spa-Marke ist eine Möglichkeit, sich vom Mitbewerb abzuheben“, so die Managerin. Spa boomt und Hotels können vor allem in Regionen mit schwächerem Sommertourismus davon profitieren und die Ganzjahresauslastung stärken, erklärt Maly. Dabei müsse man differenzieren: Bei City- und Business-Hotels rechnet sich eine Wellness- und Wasserwelt allein aufgrund der durchschnittlichen Verweildauer in Kombination mit dem Zweck des Aufenthalts Businessgast, Städtetourist – nicht. Maly: „In der Stadthotellerie sollte stattdessen das Augenmerk verstärkt auf ein ordentliches Fitnessangebot gelegt werden. Im Luxussegment ist es aber gang und gäbe, einen Pool im City-Spa anzubieten, der in meisten Fällen aber nicht der Größe entspricht, die eine Nutzung rechtfertigt. Hier wäre zum Beispiel ein langer Pool zum Bahnen schwimmen sinnvoller.“ Thomas Brenner, Geschäftsführer der ÖHV Tourismus Service GmbH, erkennt ebenfalls einen hohen Stellenwert von Pool & Spa für Österreichs Hotellerie. Und: Sie gehören in der gehobenen Hotellerie heute zur Grundausstattung: „Zusätzliche Gäste lockt ein Spa-Bereich aber wohl nur an, wenn das Angebot sehr exquisit oder stark ausgebaut ist, also in einem ausgewiesenen Thermenhotel.“ Der Boom der Kurzaufenthalte sei zu einem guten Teil darauf zurückzuführen, ist Brenner überzeugt, indirekt gebe es den Effekt aber sicher: „Weil Gäste, die gerne kommen, ohne Spa-Bereich nicht kommen würden. Dann würden die Nächtigungen – wenn auch nicht ausgebaut – wenigstens gehalten aufgrund des Spa-Angebots.“

Wellness im Hotel

Durch die fast flächendeckende Aufrüstung der Top-Hotellerie in den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein kleiner Spa-Bereich zum „must have“ entwickelt, der von vielen Gästen als Teil der geliebten und gelebten Entspannungsroutine durchaus auch auf berufsbedingten Reisen vorausgesetzt wird, so der ÖHV-Geschäftsführer weiter. Das Angebot überwiegt in der Ressorthotellerie, die Top-Betriebe in der Stadt ziehen aber nach. Alleine auf den Spa-Bereich einen Gutteil der Nächtigungen zurückführen, möchte Brenner aber nicht: „Der Großteil der Häuser punktet mit klarer Positionierung, oft verbunden mit exquisitem Service, einer Top-Location, Gourmetküche oder anderen Vorzügen – durchaus auch in Verbindung mit dem Spa-Angebot.“ Die Nachfrage nach einem „Wasser-Angebot“ ist ungebrochen stark und für die Buchungsentscheidung der Zielgruppen ein essentielles und mit keinem anderen Angebot kompensierbares Buchungsmotiv, identifiziert Karin Niederer von der Tourismusberatung Kohl & Partner den Trend zu Wellness im Hotel. Der Stellenwert von Pools und Spas ist jedoch in erster Linie abhängig vom Hotelprodukt. Während in Stadthotels üblicherweise ein Pool nicht als zwingend erforderlich angesehen wird, zählen Pools und Wellnessräumlichkeiten in klassischen Urlaubshotels – egal, ob im Winter oder im Sommer – meist zur Grundausstattung, weiß Alexandra Koch, Kommunikationsmanagerin bei den Austria Trend Hotels. Ähnlich beurteilt dies auch Hotelberater Martin Schaffer von mrp-hotels: „Man muss klar zwischen Stadt- und Ferienhotellerie unterscheiden. In städtischen Lagen sind Pool & Spa – wenn überhaupt – in kleineren Dimensionen vorhanden. Der Trend geht eher in Richtung effizienter Fitnessbereich mit angeschlossener kleiner Sauna oder Dampfbad“, sieht Schaffer aufgrund der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von Stadt-Hotelgästen mit Schwerpunkt Städtetourismus große Investitionen in Pool & Spa unrentabel. Eine minimale Sauna sei oft hochwertig gestaltet (z.B. Fenster mit Ausblick) und diene hauptsächlich Marketing Zwecken (Fotos für Portale etc.). „Pool und Wellness in der Stadthotellerie werden nur im gehobenen Luxussegment und aus Wirtschaftlichkeitsgründen oft zusätzlich als Day-Spa betrieben. Denn nur mit Hotelgästen alleine wäre ein Betrieb unrentabel“, so Schaffer.

Umwegrentabilität

Pool & Spa um jeden Preis? Nicht unbedingt, wie die Hotel- und Tourismusexperten meinen. Für Martina Maly von Michaeler & Partner gilt eher die Frage, ob man es sich hinsichtlich der Auslastung und der Durchschnittsrate leisten kann, darauf zu verzichten: „Es gibt dazu keine allgemein gültigen Branchen- KPI’s (Anm.: Key Performance Indicator).“ Dazu wäre eine Machbarkeitsanalyse, in der man Preisgestaltung und das Potential der Gäste evaluiert, notwendig, damit dieses Investment professionell dargestellt werden kann. Freilich ist bei  der Entwicklung auf zwei wichtige Komponenten zu achten. Zum einen, dass die Größe des „Pool & Spa“ Bereichs angemessen ist: „Je nach Kategorie wird mit 10 bis 15 Quadratmeter pro Zimmer gerechnet. Alles, was darüber hinaus geht, endet oft in einem Millionengrab.“ Jedem Quadratmeter Nutzfläche muss ein bestimmter Nutzen zugeführt werden, setzt Maly auf die richtige Dimension: „Zu wenig Liegefläche ist oft ein großer Kritikpunkt, allerdings muss auch der Saunabereich die angemessene Größe haben und der Erholfaktor gegeben sein.“ Bei angemessener Größe muss mit ca. 2.500 Euro je Quadratmeter Fläche gerechnet werden. Zum anderen ist bei der Auswahl der Technik und Beckengröße darauf zu achten, dass energieeffizient gearbeitet wird und Betriebskosten optimiert werden. Auch für mrp-Consulter Martin Schaffer ist die Frage nach der rentablen Bettenanzahl für einen Spa-Bereich nicht so einfach zu beantworten: „Neben der Anzahl der Betten spielen mehrere Faktoren mit, ob sich ein Pool rentiert. Angefangen vom Gesamtkonzept und einer möglichen damit verbundenen Qualitätssteigerung des Hotels für den Gast, über die erzielte Auslastung, die Ratenstruktur und ebenso die verwendete Technik – die sich in den Kosten widerspiegelt – trägt vieles zur Lösung der Rentabilitätsfrage bei.“ Auch bei Kohl & Partner setzt man eher strategische als kaufmännische Gesichtspunkte an: „Unserer Erfahrung nach hängt das ganz wesentlich vom strategischen Unternehmenskonzept ab und ob ein Pool die Marktpositionierung stärkt oder eine notwendige Basisinfrastruktur darstellt, wie dies bei nahezu allen Wellness- und Familien-Ausrichtungen der Fall ist“, argumentiert Karin Niederer. Ein Hotelpool rentiert sich immer bzw. ist fast schon ein „must have“, wenn die Kernzielgruppen Familien bzw. Wellness-Gäste sind. Auch die Dimensionen und der Erlebnisfaktor werden von der Positionierung geprägt, so Kohl weiter. Weiters sei wesentlich, dass ein kleinerer Betrieb in Relation höhere Investitionskosten hat, um ein bestimmtes Basis-Angebot zu schaffen, da sich die Wellness- & Spa-Anlagen in Österreich primär durch eine Umwegrentabilität (höher durchsetzbarer Preis, längere Saisonszeiten, höhere Auslastung) rechnen. Was sich jedoch nacFahweisen lässt, berichtet die Expertin, sei der steigende Familien(Kinder-)-Anteil in der Nachfrage bei klassischen Ferienhotels nach Errichtung eines Pools – egal ob In- oder Outdoor. Die Hoteliers jedenfalls setzen auf eine ausgewogene Pool- und Wellness- Landschaft – ab 80 bis 100 Betten rentieren sich die Wellness-Investitionen auf jeden Fall, meinen sie unisono (siehe Kasten: „Was Hotels ihren Gästen bieten“).

Edelstahl und Dach

Welche Entwicklungen in Sachen Schwimmbadtechnik können die Anbieter aktuell ausmachen? BWT-Marketingexpertin Bernadette Nagl erkennt momentan den Trend zu Edelstahlpools: „Da die Umbauzeiten der Hotels normalerweise sehr gering sind und bei einem Edelstahlbecken die Montagezeiten vor Ort ebenfalls gering sind, sind Edelstahlbecken sehr beliebt.“ Natürlich nicht nur deswegen. Denn, so Nagl weiter, Edelstahl bietet viele Vorteile: „Er hat eine zeitlos elegante und moderne Optik und ist äußerst langlebig und hygienisch. Frost-, Hitze- und UV-Licht-Beständigkeit und der geringe Reinigungsaufwand´sind gerade in Hotels wesentliche Faktoren. Durch die kurze Einbaudauer können auch komplexe Schwimmbäder in kürzester Zeit realisiert werden.“ Derzeit ortet die BWT-Managerin auch einen starken Trend zu Dachpools: „Sie haben eine sehr hohe Attraktivität für Hoteliers und Gäste. “Erst im heurigen März erhielt BWT sogar eine Auszeichnung für einen neu errichteten Dachpool im Stock***** Resort im Tiroler Zillertal. Was Nagl noch erkennt: „Top-Wellnesshotels bauen sehr gerne auch eigene Kinderwasserwelten mit Kinderbecken, Babybecken, Rutschen und Wasserspielbereichen, um den Familien alles zu bieten und gleichzeitig auch dem Wellnessgast die nötige Ruhe garantieren zu können.“

Artikel von Erika Hofbauer (Fokus Magazin)

 

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