Hotelinvestments boomen nicht nur bei Stammgästen

Vor ziemlich genau einem Jahr wechselte eine echte Wiener Institution ihren Besitzer: Das Hotel Imperial an der traditionsreichen Ringstraße wurde von der Al-Habtoor-Unternehmensgruppe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gekauft. Khalaf Ahmad Al Habtoor, der hinter der Gruppe steht, soll jahrelang Stammgast im Hotel Imperial gewesen sein und sich so ins Hotel verliebt haben, dass er es um 78,8 Millionen Euro gekauft hat.

Eine originelle Anekdote – aber nur einer von vielen Besitzerwechseln, die im Vorjahr in der Hotellerie über die Bühne gingen. Hotels im Gesamtwert von 711 Millionen Euro wechselten laut Zahlen von CBRE im Vorjahr den Besitzer, was einem neuen Rekordwert entspricht. 26 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens des Vorjahres (2,8 Milliarden Euro) entfielen damit auf Hotels. Nur Büroimmobilien waren eine noch gefragtere Assetklasse.

Stabiles Investment

Martin Schaffer vom Beratungsunternehmen MRP Hotels spricht von einem „langfristigen Imagewandel in der Hotellerie“. Denn auch jene, die früher lieber die Finger von Hotels ließen, würden nun erkennen, dass sich damit in Ländern wie Österreich, Deutschland und der Schweiz dank langfristiger Betreiberverträge ein stabiles Einkommen erwirtschaften lässt. Denn während der Betreibervertrag in einem Hotel meist auf 20 Jahre abgeschlossen werde, würden Mietverträge in Büros auf weit weniger Jahre ausverhandelt. „Investoren haben daher Lust darauf bekommen, sich mit Hotelimmobilien auseinanderzusetzen“, sagt der Hotelexperte.

Hotels würden für viele als „cool und sexy“ gelten, sagt Edgar Bauer von EB Hotel Tourismus Consulting & Management. Für internationale Käufer sei Wien bzw. Österreich aufgrund seiner Sicherheit, seiner Neutralität und seiner Geschichte zudem der erste Anlaufpunkt in Mitteleuropa.

Am Hotelimmobilienmarkt kommen Schaffer zwar immer wieder Anfragen nordamerikanischer Fonds oder chinesischer Investoren unter. Meistens seien die zum Verkauf stehenden Hotels für diese aber zu klein. Seit kurzem ist laut Christie & Co aber zumindest die chinesische Plateno Hotels Group in Wien vertreten, die mit dem Designhotel Altmannsdorf das dritte Hotel in Österreich übernahm.

Interesse an Ferienhotels

Hotelexperte Schaffer beobachtet starkes Interesse an Hotels in Wien aus Deutschland und den Niederlanden, immer wieder auch aus London. Auswirkungen des Brexit – eines der großen Themen auf den Podien der heurigen Mipim – sei am Hotelinvestmentmarkt in Österreich aber nicht zu beobachten.

Vonseiten der östlichen Nachbarländer gibt es laut Schaffer auch Interesse an Ferienhotels auf dem Land mit 30 bis 50 Zimmern, die dann von den Käufern selbst betrieben werden, erzählt Schaffer. Für heuer rechnet er mit anhaltend großem Interesse am Hotelmarkt – aber zu wenig Angebot. „Man kann derzeit alles verkaufen, wo Hotel draufsteht“, so Schaffer.

Gute Nachricht für jene, die noch auf der Suche sind: Bei CBRE rechnet man damit, dass bis 2019 der Wiener Hotelmarkt um etwa 2308 Hotelzimmer wachsen wird. Gebaut wird aktuell beispielsweise rund um den Hauptbahnhof, wo die Accor-Gruppe zwei Hotels im Laufe des heurigen Jahres eröffnen wird. In der Nähe baut auch die Signa-Holding mit der Hyatt Group gerade an einem Andaz-Luxushotel.

Artikel von derstandard.at

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